Gibt es Fragen zum Ordensleben, die dir unter den Nägeln brennen? Vielleicht ergeht es anderen ja genauso! So stelle sie doch hier auf dieser Seite, wo sie – zusammen mit der Antwort – von allen gelesen werden können.
Fragen rund ums Ordensleben
Frage von Alex K., 12.02.2024, 11:34: Kann ich als ehemaliger Novize wieder in den Benediktinerorden eintreten?
Nach meinem Abitur trat ich sofort in ein Benediktinerkloster ein, und es dauerte nicht lange, bis ernsthafte Zweifel an meiner Berufung zum Mönch aufkamen. Infolgedessen entschied ich mich dazu, auszutreten, angetrieben von der Sorge, dass das Mönchsleben mich nicht mein ganzes Leben erfüllen könnte. Seit meinem Austritt plagt mich jedoch eine tiefe Reue über diese fatale Entscheidung. Der schmerzliche Gedanke, meiner eigentlichen Berufung als Mönch nicht treu geblieben zu sein, lässt mich nicht los. Dennoch zögere bis heute, erneut an eine Klosterpforte zu klopfen, um um Aufnahme als Novize zu bitten. In meiner Seele trage ich immer noch eine große Sehnsucht nach einem kontemplativen Leben als Mönch. Allerdings hege ich sehr große Zweifel, ob ein Benediktinerkloster einen ehemaligen Kandidaten als Novizen akzeptieren und ihm eine wirkliche zweite Chance gewähren würde. Was würden Sie mir in diesem Fall raten?
Antwort: Die Antwort scheint mir einfach zu sein: Selbst der heilige Benedikt spricht davon, dass man Leute, die weggegangen sind, bis zu drei Mal (!) wieder aufnehmen soll. Mir selbst ist kein Kloster bekannt, von dem ehemalige Novizen, die aus eigenem Entschluss ausgetreten sind, grunsätzlich abgewiesen wurden. Manchmal braucht es halt einfach eine Extraschleife und noch einen Moment der Reife, um jene Klarheit zu erhalten, die man einst noch nicht gehabt hatte. Das kennen wir alle. Probieren Sie es also unbedingt und sprechen Sie es frühzeitig an, damit Sie es vom Herzen haben. / P. Thomas
Frage von P., 01.02.2024, 11:30:: Eintritt Orden im Priesterseminar oder nach der Priesterweihe noch möglich?
Kann man während des Priesterseminars oder nach der Priesterweihe (Weltpriester) noch in einen Orden oder eine Gemeinschaft eintreten?
Antwort: Man kann durchaus aus dem Priesterseminar in einen Orden/ein Kloster eintreten, doch unterbricht man dafür erst einmal das Theologiestudium bzw. die Ausbildung zum Priester. Ob und wann dies wieder aufgenommen wird, liegt im Ermessen der Ordensoberen. Auch nach der Priesterweihe kann man in einen Orden/ein Kloster eintreten, wobei es sich in allen Fällen empfiehlt, hierüber frühzeitig mit dem Bischof offen das Gespräch zu suchen. / P. Thomas
Frage von J*, 22.01.2024, 11:08: Gemeinschaftsleben
Ich habe bereits einige Erfahrungen im Gemeinschaftsleben gemacht. Bei näherem Kennenlernen habe ich auch menschliche Züge erlebt. Mir war zwar bewusst, dass wir Menschen sind, jedoch hatte ich wohl eine noch romantische Vorstellung. Ich “wachse” in dieser Akzeptanz. Es ist auch “einfach” eine menschliche Gemeinschaft.
Ich frage mich gleichwohl: Ist es “normal”, dass Leute auch in einer Gemeinschaft einen “schlechten Tag” haben und somit zurückgezogener (evtl. unfreundlicher wirken) sind? Ich habe oft die Tendenz, dass ich dies auf mich bezogen habe. Soll ich mich “mehr” auf meine persönliche Beziehung innerhalb einer Gemeinschaft fokussieren und meinen Weg (mit Rechten, Pflichten und Privilegien innerhalb einer Gemeinschaft) gehen? In einem Beitrag habe ich mal eine Rückmeldung gehört: “Es läuft nicht immer alles gut, ich habe nicht meine besten Freunde gefunden, sondern meine Brüder und Schwestern, mit denen geht man ja auch sozusagen durch dick und dünn”. Soll ich mir dies mehr ins Bewusstsein rufen?
Antwort: Bei jedem Zusammenleben braucht es Geduld, weil verschiedene Bedürfnisse, Vorstellungen und Geschichten zusammenkommen. Man könnte zwar hoffen und meinen, dass dies in einem Kloster etwas anders ist. Gewiss versuchen hier viele, sich nicht einfach von ihren Emotionen lenken zu lassen, sondern das Zusammenleben bewusst von einem christlichen Geist her zu gestalten. Allerdings bleiben wir Menschen, sodass uns dies nicht immer im gleichen Masse gelingt. Mit einem Bewusstsein für die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten sollten wir hier aber genauso viel Toleranz üben, wie wir sie gerne für uns in Anspruch nehmen. Und so wenig immer andere Menschen für unsere Launen verantwortlich sind, so wenig sollten wir meinen, wir wären für die schlechten Tage anderer der Grund. Wir sollten unser Befinden deshalb nicht vom Zustand anderer abhängig machen, allerdings uns auch nicht zurückziehen und abkapseln. Ein gutes Mittelmass zwischen Sich-Eingeben und den eigenen Weg mit Gott gehen, ist die Lösung – und ein lebenslanges Üben zugleich… / P. Thomas
Frage von Dominik, 28.12.2023, 13:24: Besitzlosigkeit
Wenn ich in einen Orden eintrete und meinen Besitz abgeben soll, gilt dies auch für Dinge, die sich auf den Glauben beziehen (Bibeln, Rosenkränze, Kreuze etc.)?
Ich bin erst 2022 zu meinem Glauben bekommen und werde bald 40. Nun gibt es ja diese ungefähre Altersbeschränkung (40-50) für den Eintritt in einen Orden. Ich habe Bedenken, dass meine Entwicklung im Glauben bzw. meine Glaubensreife noch so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass mir aufgrund meines Alters ein Eintritt verwehrt bleibt. Sind diese Bedenken meinerseits gerechtfertig?
Antwort: Persönliche Gegenstände dürfen auch nach dem Ordens-/Eintritt behalten werden, sofern ihre Anzahl nicht übermässig ist. Die Altersbeschränkung wird immer individuell angeschaut. Es wäre gewiss verfehlt, einen Eintritt aus Altersgründen zu forcieren, zumal sie ja noch nicht das Höchstalter erreicht haben. Gleichwohl kannst Du ja schon jetzt mit konkreten Orden/Klöstern Deinen Weg gehen, sodass man sich einander bereits kennt und begleiten kann. Einen solchen Weg würde ich ohnehin nicht alleine angehen, sondern immer mit einem Geistlichen Begleiter o.ä. / P. Thomas
Frage von Antonia, 12.09.2023, 17:49: Werden queere Menschen in einem katholischen Orden voll und ganz akzeptiert?
Können Transfrauen in ein Nonnenkloster eintreten, die sich in ihrer Geschlechterrolle als Frau verstehen und dürfen auch Transmänner in ein Männerkloster, die sich in ihrer Geschlechterrolle als Männer verstehen in einen Mönchsorden oder Priesterseminar eintreten?
Antwort: Ich vermute, dass sich die meisten Klöster bzw. Orden mit dieser Frage noch nicht letztgültig auseinandergesetzt haben. Entscheidend ist gewiss immer auch die konkrete einzelne Person. / P. Thomas
Frage von Rolf, 02.08.2023, 23:59: Altersbeschränkung Klostereintritt
Gibt es eine Altersobergrenze, um in einen Orden einzutreten? Sei dies zum Beispiel bei den Benediktinern, den Zisterziensern oder einem anderen Orden?
Antwort: Die meisten Gemeinschaften kennen eine Altersgrenze, die meist zwischen 40 und 50 Jahren liegt. Gleichwohl ist diese Grenze häufig nicht absolut gesetzt, sondern wird individuell angewendet. / P. Thomas
Frage von Toby, 30.04.2023, 17:07: Darf man als Mönch eine platonische Beziehung zu einer Frau haben?
Ich interessiere mich sehr für das kontemplative Leben der Mönche und würde gerne in ein Kloster eintreten, aber dennoch würde ich auch weiterhin gerne regelmässigen Kontakt zu meiner Ex-Freundin auf platonischer Basis pflegen, da wir immer noch sehr viel füreinander empfinden. Wäre dies ein Problem für den Abt und Konvent, wenn meine Ex-Freundin mich öfters im Kloster besucht und wir eine intensive platonische Beziehung per eMail oder Brief pflegen würden und ab und zu auch Zärtlichkeiten miteinander austauschen? Denn ich meine, dass der Austausch von Zärtlichkeiten auch für Mönche erlaubt sein sollte, weil ja Gott die Liebe schlechthin ist, die in Jesus Christus konkret Mensch geworden ist. Liebe gehört doch zum Menschsein als sine qua non. Daher sollten die Mönche die Liebe nicht nur predigen, sondern sie auch in ihrem Leben bezeugen und aktiv leben. Sicherlich ist der Liebe zu Gott nichts vorzuziehen, aber die Liebe zu Menschen darf nicht unterbunden werden, sondern muss sich frei entfalten dürfen, damit Gott in allem verherrlicht werde.
Antwort: Als Erstes muss man sich bei diesem Thema die Frage nach dem Sinn des Zölibats stellen. Dabei geht es hier um das Freisein und das ungeteilte sich-in-den-Dienst-Stellen für Gott und die Mitmenschen. Der Verzicht auf ausgelebte Sexualität ist lediglich eine Konsequenz davon. Eine exklusive Zweier-Beziehung steht dieser Idee konträr gegenüber, selbst wenn sie platonisch sein sollte. Freilich ist eine Beziehung nicht mehr platonisch, wenn Zärtlichkeiten ausgetauscht werden. Dass der Mönch liebesfähig bleibt und tatsächlich auch Liebe lebt, ist natürlich wichtig und wertvoll. Aber diese Liebe ist offen und wird – auch im Spirituellen – fruchtbar, nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle, die daran teilhaben wollen. Dass dies keine besondere Zweier-Freundschaften ausschliesst, zeigen etwa Beispiele wie jene von Franz und Klara von Assisi sowie Franz von Sales und Johanna von Chantal. / P. Thomas
Frage von Christian, 25.08.2022, 16:05: Ordensleben und Krankheit bzw. Behinderung
Kann man als Mensch mit (psychischer) Behinderung Mönch werden? Oder muss man voll arbeitsfähig und belastbar sein? Würde der Orden die Kosten für die vielen Medikamente übernehmen? Könnte man das Ordensleben an die Behinderung anpassen, z.B. Zeiten des gemeinsamen Gottesdienstes und Gebetes beibehalten, aber das Arbeitspensum für den Betreffenden reduzieren?
Antwort: Die meisten Ordensgemeinschaften setzen physische und psychische Gesundheit als Bedingung für einen Eintritt voraus. Eine aufwändige Pflege oder Anpassungen im Gebäude könnte denn schnell die Ressourcen einer Gemeinschaft überfordern. Freilich gibt es durchaus etwas Spielraum, sodass jeder konkrete Fall individuell angeschaut werden muss. Grundsätzlich aber muss ein Interessent fähig sein, die Gemeinschaft in ihren Aufgaben mitzutragen. / P. Thomas
Frage von Anna-Karina, 20.08.2022, 08:50: Ist das Buch auch für Frauen etwas?
Ich beschäftige mich aktuell sehr viel mit meinem Glauben und bin noch etwas auf der Suche, wie sich der Glaube auf mein weiteres Leben auswirken soll. Dabei bin ich auf das Buch gestoßen, frage mich jetzt aber, ob es als Zielgruppe nicht primär Männer hat. Können Sie mir sagen, ob das Buch auch für mich als Frau eine Hilfe sein kann?
Antwort: Das Buch ist tatsächlich in erster Linie für Männer geschrieben, die sich für ein Ordensleben interessieren. Allerdings sind viele Teile so allgemein gehalten, dass sie ebenfalls von Frauen sowie als allgemeine Entscheidungshilfe mit Gewinn gelesen werden können. So haben wir auch schon viele positive Rückmeldungen von weiblichen Leserinnen erhalten. / P. Thomas
Frage von Lutz, 24.01.22, 09:18: Sind ewige Gelübde noch zeitgemäß?
Ich habe gehört, dass buddhistische Mönche keine ewigen Gelübde ablegen und nur temporär im Kloster verweilen. Dies wäre doch auch für die christlichen Klöster erfolgversprechend, die doch alle sehr unter großem Nachwuchsmangel leiden. Die Klöster sollten sich mehr öffnen und versuchen, einen neuen Aufbruch zu wagen und dabei auf die Führung des Heiligen Geistes vertrauen, was auch Papst Franziskus immer wieder anmahnt. Was denken Sie darüber?
Antwort: Tatsächlich gibt es im buddhistischen Mönchtum die Möglichkeit, zeitlich beschränkt in einem Kloster mitzuleben; allerdings bleiben viele ihr Leben lang da.
Sie sprechen eine richtige Spannung an: Die katholische Kirche denkt in lebensumspannenden Zeitdimensionen, indem man sich einmal für etwas entscheidet und dies dann durchzieht (z. B. Ehe). Der postmoderne Mensch ist sich allerdings eher gewohnt, in zeitlich überschaubaren Zyklen zu denken. Von daher rührt wohl auch die Angst, sich für etwas zu entscheiden, das ein Leben lang gelten soll. Ob nun zeitlich beschränkte “Engagements” tatsächlich mehr Leute ins Kloster führen würden, ist schwierig zu sagen; es gibt da ja noch weitere Faktoren, die der postmodernen Lebensgestaltung ebenfalls zuwiderlaufen. Gewiss aber würde dem christlichen Mönchtum etwas Entscheidendes abhanden kommen, geht es hier doch darum, alles auf Gott zu setzen – nicht nur ein wenig oder nur eine gewisse Zeit lang, mit einer jederzeit geöffneten Hintertür. Man gibt sich so auch ganz anders in dieses Leben und die konkrete Gemeinschaft vor Ort mit ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten ein. / P. Thomas
Frage von Benny, 05.01.22, 12:37: Berufung zum Mönch: Wie stellt man es an und kann man auch nach ewigen Gelübden wieder austreten?
Vor ein paar Jahren habe ich den Film “Der Name der Rose” gesehen und seitdem lässt mich der Gedanke, in ein Kloster einzutreten, nicht mehr los. Wie nimmt man eigentlich Kontakt zu einem Kloster auf? Muss man einen langen Brief an den Abt schreiben oder kann man einfach ein Kloster aufsuchen und sagen, dass man Mönch werden will? In der Benediktinerregel habe ich gelesen, dass man dreimal abgelehnt werden müsse. Gilt dies auch heute noch? Auch würde ich gerne wissen wollen, wenn man ewige Gelübde abgelegt hat, kann man dann trotzdem noch austreten, weil man sich als Pater im Beichtstuhl in eine attraktive Frau verliebt hat? Dies kann ja echt passieren und ich weiß echt nicht, ob ich da noch Mönch sein will… Mönche sind doch auch nur Menschen und keine Engel oder Heilige? Woran erkennt man eigentlich, dass man zum Mönch berufen sei?
Antwort: Du stellst eine Reihe grosser Fragen, zu denen man ein ganzes Buch schreiben könnte. Vielleicht schaust Du dazu tatsächlich mal in den “Himmelsstürmer” rein. Einige kurze Antwortversuche aber gleichwohl zu Deiner Frage: Du kannst Dir gewiss vorstellen, dass der Film “Der Name der Rose” nicht die (heutige) Realität von Klöstern widerspiegelt. Um diese kennenzulernen, empfehle ich Dir, ein paar Tage als Gast in einem Kloster mitzuleben. Das ist jeweils auch der erste Schritt für einen möglichen Eintritt. Bei Deinem Aufenthalt wirst Du gewiss die Möglichkeit haben, mit Ordensleuten in Kontakt zu kommen, unter anderem wohl auch mit demjenigen, der für die Aufnahme von Interessenten zuständig ist. Dieser sollte tatsächlich zurückhaltend sein und – wie es der heilige Benedikt in seiner Regel formuliert – weniger vom Klosterleben vorschwärmen, sondern ihm auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen aufzeigen. Einen Interessenten nicht grad sofort aufzunehmen, zeigt ihm, ob dessen Wunsch nach einem Leben im Kloster länger als nur eine kurze Zeit anhält. Ob das Klosterleben tatsächlich etwas ist, das man sich ein Leben lang vorstellen kann, prüft man während einer relativ langen Probezeit, die mit der Feierlichen Profess – meist nach fünf Jahren – zum Abschluss kommt. Nach diesem Versprechen ist es nicht mehr gedacht, dass man wieder austritt. Vielmehr versucht man, den Entschluss auch in Krisenzeiten in Treue durchzutragen, gerade auch wenn man sich in jemanden verliebt. Gleichwohl gibt es immer wieder mal den Fall, dass jemand die Gemeinschaft wieder verlässt. Dies geschieht im Idealfall gut geregelt, indem etwa dem Betreffenden geholfen wird, “in der Welt” wieder Fuss zu fassen. Zivilrechtlich ist also die Profess nicht bindend, sodass man bei einem Austritt auch keine “Strafe” zu befürchten hat. / P. Thomas
Frage von Tobias, 03.01.22, 18:45: Gibt es ein Kloster der kath. Tradition im deutschsprachigen Raum?
Ich habe vor 2 Jahren die lateinische Tridentinische Messe für mich entdeckt, die ich nicht mehr missen möchte. Leider aber kenne ich keine monastische Ordensgemeinschaft im deutschsprachigen Raum, die ein benediktinisches Klosterleben gemäß der katholischen Tradition führt. In Frankreich gibt es zwar solche Klöster, aber leider kann ich kein Französisch und ich weiß echt nicht, ob ich dort zurechtkommen würde. Vielleicht können Sie mir ja helfen und mir ein Kloster der katholischen Tradition im deutschsprachigen Raum nennen, wohin ich mich mit meinem Anliegen vertrauensvoll wenden könnte.
Antwort: Grundsätzlich stehen alle monastischen Gemeinschaften im deutschen Sprachraum auf dem Fundament der katholischen Tradition und bemühen sich nach ihren Möglichkeiten um eine feierliche Liturgie. Wenn Du nach einer Gemeinschaft suchst, welche die Heilige Messe nach dem Tridentinischen Ritus feiert, dann wird es tatsächlich schwierig, da im deutschen Sprachraum sämtliche monastische Gemeinschaften die Liturgiereform im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils mitvollzogen haben. Die Trappistenabtei Mariawald (Deutschland) versuchte vor einigen Jahren ein Zurück zum alten, vorkonziliären Usus, doch ist dieses Experiment gescheitert und das Kloster zwischenzeitlich geschlossen worden.
Das monastische Leben will gerade die Konzentration auf das Wesentliche lenken. Darum ist nicht so sehr das WIE (Ritus) die zentrale Frage, sondern das WAS (Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit). Darum raten wir Dir, eine Gemeinschaft zu suchen, welche die Liturgie der Kirche im Geist der frohen Hingabe und nach den aktuellen liturgischen Vorschriften feiert, und Gottes Gegenwart auch darin zu entdecken. Denn tatsächlich würden nur ästhetische Gründe und liturgische Präferenzen die mit einem Klostereintritt in einem fremden Kulturkreis verbundenen Schwierigkeiten kaum aufwiegen.
Nimm diese Frage doch ins Gebet und lass sich von Gottes Geist führen. Die Bibel ist voller Geschichten von Männern, die eigentlich anderswohin wollten, aber von Gott aufgerufen wurden, sich auf ein Abenteuer des Vertrauens einzulassen. Es lohnt sich also, Dich nicht nur von Deinen eigenen Vorstellungen bei der Wahl einer Gemeinschaft leiten zu lassen. Probier es doch mal aus! / P. Philipp
Frage von Norbert S., 30.12.21, 18:48: Psychologisches Gutachten für Kandidaten?
Ich habe von einem Pfarrer gehört, dass neuerdings vor dem Eintritt ins Kloster oder Priesterseminar ein psychologisches Gutachten einzuholen sei. Ist dies nun allgemein verbindliche Praxis von allen Klöstern und Ordensgemeinschaften? Gibt es hierzu ein besonderes Dekret aus Rom? Was sind eigentlich die psychologischen Kriterien für eine positive Beurteilung eines Kandidaten oder einer Kandidatin?
Antwort: Tatsächlich gibt es Verantwortliche für die Ausbildung in Priesterseminarien bzw. für den Ordensnachwuchs, die als Bedingung für den Eintritt ein solches psychologisches Gutachten (Assessment) verlangen, womit sie mögliche künftige Probleme vorbeugen wollen. Allerdings gibt es hierfür keine einheitliche Regelung und schon gar nicht eine verbindliche Weisung aus Rom. Es gibt deshalb auch viele Verantwortliche, die lieber selbst in Gesprächen mit dem Kandidaten herauszufinden versuchen, ob jemand die nötige Reife, Kapazität, Integrität und Authentizität für ein geistliches Leben mitbringt. / P. Thomas
Frage von Anke, 26.12.2021, 10:59: Darf man als Ordensfrau/Ordensmann an Weihnachten die Familie besuchen?
Ich würde gerne von Euch wissen, ob man als Ordensschwester oder Ordensbruder an Weihnachten die Familie besuchen darf. Weihnachten ist doch das Fest der Familie!? Ist dies auch Novizen bzw. Novizinnen erlaubt?
Antwort: Weihnachten ist tatsächlich ein Fest der Familie, aber mehr noch ein Fest Gottes. Deshalb begeht eine Ordensperson dieses Fest in erster Linie in Gottesdiensten, zudem in seiner neuen “Wahlfamilie”, der Ordens-/Klostergemeinschaft. Nach den eigentlichen Festtagen gibt es aber durchaus die Möglichkeit, zur Familie zu gehen – oder dass diese einen besuchen kommt. Für Novizinnen/Novizen wird dies aber meist etwas strenger gehandhabt. / P. Thomas
Frage von Karsten, 21.12.2021, 09:25: Wie wird man Mönch?
Ich interessiere mich für das Klosterleben und würde gerne wissen wollen, wie man Mönch wird. Was gibt es für Voraussetzung und wie läuft die Ausbildung zum Mönch ab? Welches Kloster wäre zu empfehlen?
Antwort: Verschiedene Orden/Klöster kennen verschiedene Voraussetzungen, um bei ihnen eintreten zu können, sowie unterschiedliche Etappen bis zum “fertigen” Ordensmann. Allgemein kann man aber sagen, dass ein Kandidat etwa Folgendes mitbringen muss: Volljährig, katholisch, physisch und psychisch gesund, abgeschlossene Berufslehre oder Matura/Abitur, schuldenlos und ohne finanzielle Verpflichtungen. Nach Gastaufenthalten in einem Kloster/einer Ordensniederlassung folgen Gespräche mit demjenigen, der für die Aufnahme von Interessenten verantwortlich ist. Wenn daraufhin ein Eintritt erfolgt, stehen verschiedene Stadien an (Postulat/Kandidatur, Noviziat, Einfache Profess, Feierliche Profess). Die Zeit bis zum endgültigen Eintritt dauert meist etwa fünf Jahre. Detaillierter haben wir es in unserem Buch beschrieben, wo Du auch verschiedene Orden vorgestellt findest. Das gibt Dir vielleicht Ideen, welcher von ihnen am ehesten zu Dir passen könnte, wobei auch der “Berufungsgenerator” auf dieser Seite eine weitere Hilfe sein könnte: https://himmels-stuermer.org/berufungsgenerator/. Wenn Du möchtest, kannst Du Dich natürlich auch mal per Mail melden: info@himmels-stuermer.org / P. Thomas
Frage von Benno K., 08.12.2021, 18:55: Ordensgelübde noch zeitgemäß?
Es würde mich interessieren, wie die Ordensgelübde heutzutage gelebt werden. Was bedeutet konkret das Gelübde der Armut für einen Ordensmann? Es scheint mir eigentlich eine Farce zu sein, weil der Ordensmann sozial abgesichert und oft in einem Kloster mit vielen Kunstschätzen lebt und sich keinerlei finanzielle Sorgen machen muss. Auch kann er sich ganz ungestört seinen Studien widmen, ohne dabei irgendeiner Arbeit nachgehen zu müssen. Das Gelübde der Keuschheit scheint mir auch fragwürdig zu sein, weil der Sexualtrieb im fortschreitenden Alter abnimmt. Das problematischste Gelübde aber scheint mir der Gehorsam zu sein, der die Ordensleute zeitlebens hindert, eigenverantwortliche reife Menschen zu werden, weil sie letztlich wie Kinder ihren Oberen untergeordnet bleiben, was keine innerliche Reifung eines mündigen Erwachsenen ermöglicht. Sind eigentlich noch die Ordensgelübde zeitgemäß? Ich denke, dass die meisten Menschen den Sinn dieser Ordensgelübde nicht mehr nachvollziehen können. Was ist Ihre geschätzte Meinung zu dieser Thematik?
Antwort: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies tatsächlich eine Frage oder nicht eher ein Statement ist. Gerne aber gehe ich in der gebotenen Kürze darauf ein: Ein Ordensleben lädt auch heute dazu ein, bescheiden zu leben, nicht immer alles und das Neueste haben zu wollen, ja sich davon abhängig zu machen, um den Blick frei zu haben für die Bedürfnisse anderer – selbst wenn man selbst nicht Angst haben muss, ob man morgen etwas zu essen haben wird. Das ist gewiss zeitgemäss. Arbeiten tut im Übrigen auch ein Ordesmann etwas. Er sitzt also nicht den ganzen Tag rum und wartet auf die nächste Mahlzeit… Ob der Sexualtrieb tatsächlich mit dem Alter verschwindet, kann ich noch nicht abschätzen. Ich glaube aber, dass dies nicht unbedingt sein muss. Das Gelübde der Keuschheit ist allerdings mehr als der Verzicht auf das Ausleben von sexuellen Bedürfnissen. Es ist ein bewusstes, massvolles Umgehen mit sich selbst und seinen Bedürfnissen sowie mit anderen und deren Bedürfnissen. Auch dies ein Weg, der zeitlos ist. Und Gehorsam schliesslich meint nicht einfach willenlose Selbstaufgabe: Es ist vielmehr das Hinhören auf die Stimme Gottes, auf seinen Willen, den ich vielleicht gerade in der Stimme der Oberen höre. Aber initiativ, kreativ und eigenverantwortlich darf man dabei dennoch sein. Das Hinhören auf andere, ohne stets seinen eigenen Willen durchsetzen zu wollen, tut bestimmt auch in der heutigen Zeit gut. Zu all diesen Themen haben wir übrigens in unserem Buch recht viel geschrieben. Sie finden dort also eine weit ausführlichere und wohl auch befriedigendere Antwort, als ich sie hier geben kann. / P. Thomas
Frage von Benedikt, 24.11.2021, 10:15: Was raten Sie mir?
Ich mache nächstes Jahr Abi und würde eigentlich gerne Mönch werden. Mein Pfarrer aber meint, dass das Ordensleben keine Zukunft mehr habe, weil die meisten Klöster immer mehr vergreisen. Dies macht mir echt große Sorgen. Mit meinem Vater habe ich die Abtei **** besucht, die mir recht gut gefallen hat. Aber mein Pfarrer riet mir ab, weil der Konvent hoffnungslos zerstritten sei. Auch sei es egoistisch, wenn junge Leute sich bei diesem akuten Priesternotstand in ein Kloster zurückziehen und nicht in ein Priesterseminar eintreten. Denn Priestertum sei Dienst am Nächsten und keine Selbstbeweihräucherung, die in den kontemplativen Klöstern praktiziert werde. Was raten Sie mir?
Antwort: Vielen Dank für Deine persönliche Frage. Die Begleitung bei der Suche nach der Berufung sollte losgelöst von eigenen Interessen sein; es geht nicht darum, Pfarrstellen zu besetzen oder Mönchszellen zu füllen, sondern darum, dass der Betreffende jenen Ort findet, zu dem hin Gott gerufen hat. Wenn Dich also Dein Herz in ein Kloster führt und Dir eine erste Begegnung mit diesem gefallen hat, würde ich mal auf diesem Weg weitergehen – ohne natürlich gutgemeinte Ratschläge wie den Hinweis auf Überalterung oder Zerwürfnisse auszuschlagen. Mit einer rosaroten Brille auf der Nase sieht man oft manche Dinge nicht, die später zu echten Problemen werden könnten. Wenn Du möchtest, kannst Du Dich auch gerne persönlich an uns wenden: info@himmels-stuermer.org. So oder so Gottes Segen auf der Suche nach Deinem Weg! / P. Thomas
Frage von Martin, 17.11.2021, 12:55:
Homosexualität unter Mönchen
Ich habe immer wieder gehört, dass in Klöstern und Priesterseminaren viele homosexuell seien. Es sollen über 50% der Ordensleute/Priester homosexuelle Neigungen haben. Ist da etwas Wahres dran? Was sind Eure Erfahrungen und wie wird heutzutage mit Homosexualität im Klosterleben umgegangen. Gibt es auch homosexuelle Seilschaften in Klöstern, die es ja auch im Vatikan geben soll?
Antwort: Eine Klostergemeinschaft ist ein Querschnitt durch die allgemeine Gesellschaft. Da gibt es Leute, die sich schnell über etwas aufregen, die künstlerisch begabt sind, die gerne Sport treiben etc. So kann es auch in Klöstern homosexuelle Mönche geben. Zahlen dazu kenne ich aber keine. Im Kloster geht es freilich darum, mit jenen Eigenschaften, die man als Mensch mitbringt, als Mönch bewusst umzugehen: Indem ich beispielsweise im Zorn nicht grad ausraste, sondern meine Emotionen im Griff zu haben versuche. So ist es auch mit den sexuellen Neigungen: In der zölibatären Lebensform verzichtet man darauf, sie auszuleben – da spielt es eigentlich keine Rolle, ob man nun auf das andere oder dasselbe Geschlecht steht. / P. Thomas
Frage von Lena, 21.09.2021, 16:50: Pendant für Frauen
Gibt es ein entsprechendes Buch auch für Frauen, die auf der Suche sind, da sich dieses an Männer richtet?
Antwort: Tatsächlich ist ein solches in Planung. Wir hatten uns lange überlegt, ob es passend ist, ein Buch nur für Männer zu schreiben. Wir kennen aber vor allem die männliche Spiritualität sowie die Situation in Männerklöstern. Ich glaube, weibliche Spiritualität ist anders, auch die Situation in Frauenklöstern ist eine andere. Wir fanden es deshalb vermessen, als Männer über Frauen zu schreiben. Ein gemeinsames Projekt mit Frauen wiederum hätte das Buch zu umfangreich gemacht. Dass nun “bald” auch ein solches für Frauen entsteht, freut uns natürlich sehr. / P. Thomas
Frage von Lars, 18.09.2021, 21:14: Ordenskleid
Wieso ist eigentlich das Ordenskleid vieler Orden schwarz, braun oder weiss?
Antwort: Schwarz, braun oder weiss bedeutet, dass man bewusst auf das Färben der Wolle verzichtete, sondern diese naturbelassen hielt. Schliesslich waren Farbstoffe eine teure Angelegenheit. So brachte man schon im Äussern eine Bescheidenheit zum Ausdruck, indem man sich nicht in bunte, wertvolle Tücher sowie in Schmuck hüllte. / P. Thomas