Von Propst Petrus Stockinger Can. Reg., Stift Herzogenburg (a)
Augustiner-Chorherren
Bei uns ist alles etwas kompliziert: Wir werden zu den „Alten Orden“ gezählt, obwohl wir streng genommen eigentlich kein Orden, sondern eine Priestergemeinschaft sind. In unserem Namen ist der hl. Augustinus enthalten, der die Regel geschrieben hat, nach der wir gemeinsam im Kloster leben – aber unser Gründer ist der hl. Augustinus nicht. Wir heißen „Chorherren“ – aber wir singen weder besonders viel noch herausragend gut. Alles klar?
Seit mehr als 900 Jahren sind wir eine Mischung aus gemeinschaftlichem Leben und seelsorglichem Engagement. Das heißt, dass schon vom Grundgedanken her unsere Klöster keine abgeschlossene Welt für sich bilden, sondern auf die Tätigkeit nach außen hin ausgerichtet sind. Wie die Mönche geloben die Mitbrüder Leben ohne Eigenbesitz, gottgeweihte Keuschheit und Gehorsam. Wie die Diözesanpriester arbeiten sie als Seelsorger in Pfarrgemeinden, darüber hinaus sind sie den eigenen Begabungen und Neigungen entsprechend in verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern tätig.
In der Schweiz sind die Chorherren mit ihren Klöstern am Großen St. Bernhard und in St. Maurice sehr bekannt. Es gibt sechs jeweils selbständige Stifte der Österreichischen Augustiner-Chorherren. Im Süden Deutschlands wirken die Chorherren der Windesheimer Kongregation sowie die Brüder vom gemeinsamen Leben.
Wer Augustiner-Chorherr sein will, muss sich der Aufgabe stellen, klösterliches Leben mit seelsorglicher Tätigkeit zu verbinden. Das ist nicht immer einfach, aber es gelingt seit 900 Jahren! Noch mal zum Wort „Chorherr“ – es ist zwar im klösterlichen Leben allgemein kein Schaden, wenn man bei guter Stimme ist, aber es ist keine notwendige Voraussetzung. „Chorherr“ leitet sich nämlich nicht vom Chorgesang ab, sondern kommt vom Chorraum in der Kirche, wo ja auch das „Chorgestühl“ steht. Wenn wir uns dort zusammenfinden und gemeinsam Stundengebet oder Gottesdienst feiern, tun wir das Wichtigste, was uns aufgetragen ist: Wir loben Gott und beten für alle Menschen, die uns anvertraut sind!
Tagesablauf eines Augustiner-Chorherrn bzw. eines Bruders vom gemeinsamen Leben am Beispiel des Klosters Maria Bronnen (D)
von P. Albert-Maria Banholzer CRVC
Mein Tagesablauf sieht in etwa wie folgt aus:
Montag, Dienstag, Mittwoch, Samstag und Sonntag 7 Uhr Laudes, 7.30 Uhr Konventmesse; anschließend Frühstück. Ab 9 Uhr Eucharistische Anbetung in der Schwesternhauskapelle, die jeweils stundenweise von einem Bruder oder einer Schwester getragen wird. Ich schließe diese Anbetung für gewöhnlich um 11.50 Uhr mit dem Eucharistischen Segen ab. 12 Uhr Sext, anschließend Mittagessen, danach Mittagspause. Ab 14 Uhr Eucharistische Anbetung in der Brüderhauskapelle, wieder stundenweise von verschiedenen Personen getragen. 18 Uhr Vesper, 18.30 Uhr Rosenkranz, danach Abendessen. 21 Uhr (Winterzeit)/21.30 Uhr (Sommerzeit) Komplet, danach Nachtruhe und Schweigen bis zu den Laudes.
Donnerstag und Freitag haben eine etwas andere Tagesordnung: Donnerstag 18 Uhr Vesper, anschließend Abendessen. 19.30 Uhr Konventmesse, die mit der Aussetzung des Allerheiligsten endet; anschließend Rosenkranz und Beichtgelegenheit. Eucharistische Anbetung die ganze Nacht, stundenweise wieder von verschiedenen Personen getragen. 7 Uhr Laudes, anschließend Frühstück. Konventmesse am Freitag um 14 Uhr.
Da ich keine Pfarrei betreue, stehe ich für Vertretungen in unseren Gemeinden oder auswärts zur Verfügung. Die restliche Zeit ist ausgefüllt mit verschiedenen Aufgaben: Betreuung unserer Schafe und Ziegen, Grabpflege, Steingarten und Gelände; als Mitglied des Seelsorgeteams am Klinikum Hochrhein in Waldshut bin auch regelmäßig im Krankenhaus und habe die Rufbereitschaft für Krankensalbungen; als geistlicher Beirat des Kreuzbundes der Erzdiözese Freiburg bin ich auch einige Male im Jahr unterwegs und verfasse geistliche Impulse für unsere Verbandszeitung „Quo Vadis“.
Ordenskleid
Schwarze Soutane mit Zingulum (= Stoffgürtel) und einem schmalen weissen Band über den Schultern (= Sarrozium), das allerdings nicht mehr alle Gemeinschaften tragen. Foto Konvent Stift Reichersberg (A):
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