von P. Philipp Meyer OSB, Maria Laach (Deutschland)

Benediktiner

Wer einen Benediktiner nach der benediktinischen Spiritualität fragt, erntet meist nur ein verschmitztes Lächeln oder ein Achselzucken. Denn sowohl die bekannte Kurzformel des “Ora et labora” umfasst nicht das Benediktinische – zumindest nicht vollständig. Auch ist es nicht die Liturgie, der Gregorianische Choral oder die Bildung. All das kann man eher als Resultate dessen bezeichnen, was es im Benediktinertum auch gibt.

Für den heiligen Benedikt steht nur Einer im Mittelpunkt: Jesus Christus. Wegen ihm geht ein junger Mann ins Kloster, nach ihm sucht und fragt der Mönch sein Leben lang, mit ihm geht er durch manche enge und dunkle Zeiten und durch Jesus wird ihm das Herz immer weiter und bereiter zur Christus- und Menschenliebe. Der Mönch soll nicht sich selbst verwirklichen, sondern das Evangelium. Dadurch erst wird er Mensch.

Benedikt lebte im 6. Jahrhundert und war ein suchender Mensch. Seine Regel, nach der noch heute weltweit Männer und Frauen leben, hat er nicht theoretisch konzipiert, sondern im Alltag erprobt – deswegen hat sie bleibende Relevanz, auch weit über die Klostermauern hinweg. Sie ist die Niederschrift seiner Erfahrungen mit sich, den Brüdern, menschlichen Höhenflügen und Tiefpunkten. Benedikt begreift das klösterliche Leben als einen Lernweg, eine Schule der Christ- und damit der Menschwerdung.

Die benediktinische Spiritualität ist also nichts anderes als das Evangelium selbst, aus dessen Kraft, Hoffnung und Zuversicht der Mönch versucht, in einer konkreten Gemeinschaft den Weg des Lebens als Suchender zu beschreiten – und das ein ganzen Leben lang am selben Ort, im selben Kloster.

Für Benedikt ist die größte Gefahr, dass der Mönch um sich selber kreist und dabei den Herrn aus den Augen verliert; der größte Gewinn ist für ihn, wenn das Herz immer weiter wird und Frieden, Gelassenheit und Freude zum roten Faden des christlichen Lebens werden. Dass dieser Weg nicht allein zu beschreiten ist, ist für Benedikt gar keine Frage. Er will in Gemeinschaft suchen nach diesem Gott, der Liebe ist. Er braucht die Rückendeckung der Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützt auf diesem Weg. Sein Wunsch am Ende seiner Regel: „Gott führe uns gemeinsam zum ewigen Leben.“

Tagesablauf eines Benediktiners am Beispiel des Klosters Einsiedeln (CH) (vgl. https://www.kloster-einsiedeln.ch/alltag-im-kloster/)

von P. Thomas Fässler OSB

ca. 05.00 Uhr: Aufstehen
05.30 Uhr: Vigil, anschliessend Frühstück und geistliche Lesung auf dem Zimmer
07.15 Uhr: Laudes
07.45 Uhr: Arbeit
11.15 Uhr: Eucharistiefeier
12.05 Uhr: Mittagsgebet
12.15 Uhr: Mittagessen (schweigend)
12.45 Uhr: Mittagskaffee mit Möglichkeit zum Austausch
13.30 Uhr: Arbeit
16.30 Uhr: Vesper
17.00 Uhr: Geistliche Lesung auf dem Zimmer
17.30 Uhr: Arbeit/Freizeit
18.30 Uhr: Abendessen
19.00 Uhr: Freizeit
20.00 Uhr: Komplet

Ordenskleid

Schwarze Tunika (= Untergewand), schwarzer Ledergürtel oder Zingulum (= Stoffgürtel) und schwarzes Skapulier (Überwurf über Schultern, besteht aus einem vorne und hinten bis zum Saum der Tunika reichenden Stoffband mit Kapuze)

 

Weiterführende Links zu den Benediktinern

www.benediktiner.de

www.benediktiner.at

www.benediktiner.ch