von fr. Anton-Marie Milh OP, Freiburg (CH)

Dominikaner

Der Orden der Prediger wird im Volksmund als Dominikanerorden bezeichnet, nach seinem Gründer Dominikus von Caleruega (ca. 1170-1221). Dieser spanische Regularkanoniker war auf seiner Durchreise durch Spanien von der geistlichen Not der dortigen Bevölkerung beeindruckt, die durch den Katharismus, eine dualistische Lehre, verursacht wurde. Mit Erlaubnis des Papstes widmete sich Dominikus der Verkündigung des Evangeliums unter diesen Katharern, eine Tätigkeit, die als Teilnahme am apostolischen Dienst der Versöhnung (1 Kor 5,18-20) verstanden werden kann. Dominikus wollte die Menschen miteinander, mit der Kirche und mit Gott versöhnen. Angezogen von seiner Heiligkeit, scharte sich eine Gruppe von Männern um Dominikus, die 1216 als Ordensgemeinschaft anerkannt wurde.

Heute zählt der Orden etwa 6000 Brüder, geweihte und nicht geweihte, die über alle Kontinente verteilt sind. Daneben gibt es kontemplative Schwestern, apostolische Schwestern und Laiendominikaner. Sie alle versuchen in ihren verschiedenen Lebenszuständen, der dominikanischen Spiritualität, die auf vier Säulen ruht, Gestalt zu geben. Das erste ist das Gebet. Kontemplation ist die Grundbedingung der Prädikation. So konnte Thomas von Aquin auch schreiben, dass die dominikanische Predigt “die Weitergabe der Früchte der eigenen Kontemplation” ist. Der große Gelehrte Thomas bringt uns zur zweiten Säule, dem Studium. Gute Verkündigung erfordert eine gründliche Kenntnis sowohl der Frohen Botschaft (der Heiligen Schrift) als auch der Menschen, denen diese Botschaft verkündet wird. Die dritte Säule ist das Gemeinschaftsleben. Die Dominikaner leben zusammen nach der von Augustinus aus der Apostelgeschichte wiederholten Maxime: “ein Herz, eine Seele”. Deshalb gibt es gemeinsame Gebetszeiten. Die letzte Säule bildet das Ziel des dominikanischen Lebens, und alle anderen Elemente sind ihr untergeordnet: die Verkündigung nach dem Beispiel des Dominikus in Wort und Tat “zum Heil der Seelen”.

Tagesablauf eines Dominikaners am Beispiel des Studienklosters St. Hyazinth in Freiburg (CH)

von P. Guido Vergauwen OP, Freiburg (CH)

6.20 Uhr: Tagwache
6.50 Uhr: Laudes und Konventsmesse, anschließend Frühstück
(an Sonntagen: 8.30 Uhr Matutin und Laudes, Konventsmesse um
10.30 Uhr)
8.15 Uhr bis 12 Uhr Studium, Vorlesungen an der Universität
(oder online), allenfalls für einzelne Mitbrüder Religionsunterricht
in verschiedenen Schulen
12.20 Uhr: Mittagshore
12.40 Uhr: Mittagessen und anschließend Rekreation
14 bis 18.30 Uhr: Studium, Vorlesungen an der Universität (oder
online)
18.45 Uhr: Meditation
19.15 Uhr: Vesper
19.45 Uhr: Abendessen
21.30 Uhr: Komplet

 

Ordenskleid

Weisse Tunika (= Untergewand), weisser Schulterüberwurf mit Kapuze, weisses Skapulier sowie dunkler Ledergürtel mit grossem Rosenkranz. Gegen die Kälte sowie zu verschiedenen Anlässen tragen die Dominikaner zudem einen schwarzen Chormantel (= Capa).