Benediktinerstift Seitenstetten (A)

fr. Elias Krexner OSB

Für mich war es keineswegs klar, diesen Weg einzuschlagen. Nach der Matura war ich unschlüssig, was ich studieren sollte. Sprachen hatte ich in der Schule gern und fremde Kulturen faszinierten mich, also überlegte ich zunächst, Diplomat zu werden. Deshalb begann ich Rechtswissenschaften zu studieren. Bald war der ursprüngliche Diplomatenplan in den Hintergrund gerückt und die Begeisterung für die Rechtswissenschaft packte mich – was wohl wie bei einer geistlichen Berufung nur wenige verstehen können, die es nicht selbst gespürt haben. Ich arbeitete dann auch 5 Jahre lang neben meinem Ius Studium – als juristischer Mitarbeiter in einer renommierten Wiener Rechtsanwaltskanzlei. Ich war dort sehr glücklich und zufrieden. Das Team passte gut. Meine Arbeit machte mir Spaß. Aber sie erfüllte mich nicht – irgendetwas fehlte.

Jetzt wird es kirchlicher. Ich habe lange ministriert, war dann Pfarrgemeinderat und später Kommunionhelfer. „Der wird einmal Priester!“, habe ich oft gehört. Für mich war das aber immer etwas von außen. Nichts von innen. Daher ärgerte ich mich über solche Aussagen. Das änderte sich bei einer Ministrantenwallfahrt in Rom. Bei einer eucharistischen Anbetung kam mir plötzlich ein Gedanke: – Warum schließt du das eigentlich aus? – Ja, warum eigentlich? Ich fühlte mit einem Mal eine tiefe Ruhe in mir. Der Gedanke blieb, er ließ mich seit diesem Moment nicht mehr los.

Bis zu meinem Klostereintritt war es aber noch ein längerer Weg. Das Ius Studium dauerte noch. Einmal war ich kurz davor es abzubrechen und ins Priesterseminar zu gehen. Aber Familie und gute Freunde überzeugten mich, das Studium doch abzuschließen. Als ich dann vor meiner letzten Prüfung stand, kam wieder die Frage: Was tun? Eine Zukunft als Jurist planen? Oder doch Priester werden? Und wenn ja wo? Allein als Einzelkämpfer in einem großen Pfarrhof in einer riesigen Pfarre zu wohnen – nicht spannend. Das Priesterseminar war daher keine Option.

Ich kannte schon einige Brüder der Gemeinschaft der Brüder Samariter F.L.U.H.M., die mich während meiner Studienzeit begleitet hatten. Diese Gemeinschaft hätte ich mir gut vorstellen können.

Ein guter Freund drängte mich jedoch, mir noch andere Gemeinschaften anzusehen. Unter anderem schlug er mir das Benediktinerstift Seitenstetten vor. Bei meinem ersten Besuch gefiel mir die Gemeinschaft der Benediktiner sehr gut. Das Stift betreut vierzehn Stiftspfarren und ein Gymnasium. Das Chorgebet, die rezitierten Psalmen und die gesungenen sonntägliche Vespern in Deutsch und Latein zogen mich an. Außerdem war ich nicht der Einzige in meinem Alter und die Gemeinschaft erschien mir in positiver Hinsicht so normal, wie es eine Mönchsgemeinschaft nur sein kann. Und trotzdem war ich mir nicht sicher.

Ich machte daher stille Tage. Danach war ich mir zwar sicher, eine Gemeinschaft suchen und Priester werden zu wollen aber wo, da war ich unsicher. Beide Gemeinschaften – die Brüder Samariter und das Benediktinerstift Seitenstetten – schienen gut zu passen.

Der entscheidende Moment war dann eine Mittagshore in Seitenstetten. An diesem Tag legte ein Mitbruder seine ewige Profess ab, der mich eingeladen hatte dabei zu sein. Bei der Mittagshore, während der Psalmen kam mir der schlichte Gedanke: Hier bleibst du.

Und seitdem bin ich geblieben. Ich besuchte nach diesem Tag das Stift noch einige Male bis ich den Abt um ein Gespräch bat und ihm von meinem Eintrittswunsch erzählte. Auf eine mehrmonatige Postulatszeit folgte die Einkleidung, wo ich mit dem Benediktinerhabit auch meinen Ordensnamen “Elias” erhielt. Auf die Einkleidung folgte dann ein einjähriges Noviziat. Am 6. September 2020 legte ich schließlich meine zeitliche Profess ab und versprach für drei Jahre klösterlichen Lebenswandel, Gehorsam und Stabilitas im Benediktinerstift Seitenstetten.
Seitdem bin ich Benediktiner von Seitenstetten und studiere Theologie. Aber – einmal Jurist, immer Jurist – die Begeisterung für das Recht hat mich nicht ganz losgelassen. Deshalb bin ich froh, dass ich zusätzlich auch einen Universitätslehrgang im Kirchenrecht beginnen durfte. Was Gott noch mit mir vorhat, wird sich zeigen. Zurzeit bin ich über meiner Entscheidung Benediktiner zu werden jedenfalls sehr froh und hoffe, dass das auch so bleibt.