Zisterzienser Stift Heiligenkreuz (A)
Fr. Niklaus Schneider OCist.
Gott beruft die unterschiedlichsten Menschen in den verschiedensten Situationen. Wenn man Menschen nach ihrer Berufung mit Gott fragt, so kommt einem bei so einer Erzählung immer wieder etwas bekannt vor. Vor allem weil man ähnliches selbst erlebt hat. Gott hat also mit jedem einzelnen etwas vor. Er hat für jeden einen speziellen Plan. Darüber habe ich mir vor meinem Berufungserlebnis nie wirklich Gedanken gemacht. Erst die persönliche Beziehung zu Gott oder die Erkenntnis, das da jemand ist, der meinem Leben einen Sinn gibt, hat mich ohne zu zögern dazu gebracht, dass Gott derjenige sein wird, der nun den Weg für mich vorgibt.
Ich selbst komme aus dem Südöstlichen Odenwald (Das liegt fast genau in der Mitte zwischen Frankfurt und Heidelberg) und bin in einer Familie groß geworden in der der Glaube schon eine Rolle gespielt hat. Meiner Mutter und meinem Vater war es wichtig, dass wir als Familie die sonntägliche Messe besuchen. Meine Mutter ist katholisch, mein Vater war evangelisch und hat sich später von unserem Heimatpfarrer firmen lassen. Nach und nach aber wurde die Kirche uninteressant, der sonntägliche Gottesdienst eine „Last“ und man ging nur mit um den Eltern einen Gefallen zu tun oder um Missstimmung für den restlichen Tag zu vermeiden. In meiner Jugendzeit habe ich zwar schon Berührungen mit der Kirche und dem Glauben gehabt, aber mit den Freunden was unternehmen, lustige Sache erleben oder einfach nur blödsinn treiben, war wichtiger. Besonders der Alkohol spielte immer eine größere Rolle. Die Schule lief nicht ganz reibungslos, aber ich schaffte 2011 dann doch mein Abitur. In dieser Zeit kam natürlich immer wieder die Frage: „Wie geht es weiter? Was soll ich studieren oder soll ich überhaupt eine Ausbildung machen“. Ich habe nie wirklich für einen Beruf oder Studium „Feuer“ gefangen und außer der Musik, ich spiele seit dem 6. Lebensjahr Gitarre, konnte ich mich nicht für etwas begeistern. So bin ich trotzdem in die Studienwelt eingetaucht und nach mehrmaligem Studienwechsel, habe ich doch längere Zeit in Mainz an der Universität ausgehalten. Aufgrund meines bescheidenen Abiturschnitts habe ich mich für die Fächer Geschichte und kath. Religionslehre auf gymnasiales Lehramt entschieden, da es für diese Fächer keine Aufnahmebeschränkung gab. Dieses Studium konnte ich aber auch nicht zu einem Ende bringen, andere Dinge wurden auch hier in dieser Zeit immer wichtiger. Das größte Problem was ich hatte, war die Ziellosigkeit und immer mehr das Gefühl zu haben: „Das was ich hier tue will ich doch später garnicht machen, das erfüllt mich gar nicht“. Mir fehlte jeder Elan in meinem Studium voranzukommen und habe mich unter der Woche immer mehr dem Feiern gewidmet. Leute kennen lernen, WG-Partys, gemeinsam musizieren und sich so gut es geht vom „richtigen“ Leben abzulenken. Dies ging dann leider mit immer häufigeren Eskapaden mit Alkohol Drogenkonsum einher.
Eine ganze Weile ging das so, bis ich im Sommer 2016 ein Erlebnis hatte, was mein Leben vollkommen veränderte. In meinem Leben war Gott für mich zwar immer präsent und es war für mich immer klar, dass es Gott gibt. Ich habe mir aber mit der Zeit mein eigenes Bild von Gott zurechtgemalt. Obwohl ich Gott in der Kirche immer mehr abgestoßen habe, so spürte ich doch in gewisser Weise, dass die Kirche bzw. die Heilige Messe der richtige Ort sind um Gott zu begegnen. Dieser Umstand ist für mich schwierig zum Ausdruck zu bringen, jedenfalls beschreiben die Wörter Verwirrung und Zerissenheit in dieser Zeit meine Beziehung mit Gott sehr gut. Gott hat mich jedenfalls in einem Augenblick berührt, in der ich wirklich keinen Sinn mehr in meinem Leben gesehen habe. An einem Morgen nach einem sehr intensiven Wochenende des Feierns, habe ich in meinem WG-Zimmer ein kleines Stundenbuch in die Hand genommen, welches mir meine Mutter irgendwann mal schenkte und im Regal stand. In großer Verzweiflung fing ich einfach an dort zu lesen und die Psalme zu beten und wurde so berüht, dass ich mir sagte: „Gott, wenn Du jetzt der Sinn von allem bist, dann will ich das Tun was Du willst. Ich will Dir folgen.“ Mit diesem Erlebnis im Herzen war für es mich klar jemanden zu suchen, der Gott nachfolgt und schon für ihn arbeitet und fand einen Priester einer Stadtpfarrei, der mich zuerst seelisch mit den Sakramenten versorgte und mich nun auf dem weiteren Weg der Berufung begleitete. Für mich war jetzt innerlich klar: Ganz nah für Gott arbeiten und das als Priester. Ich lernte natürlich vieles neu kennen, was in der katholischen Kirche üblich ist und ich fühlte mich bei diesem kennenlernen immer mehr einem Leben in Gemeinschaft hingezogen. Nach kurzer Suche im Internet, fand ich das Stift Heiligenkreuz und schrieb eine E-Mail mit der Frage die Gemeinschaft kennen zu lernen und eine kurze Zeit im Kloster zu verbringen. Nun ging es doch sehr schnell. Innerhalb 20 Minuten, was mich damals sehr erstaunt hatte, bekam ich eine Antwort. Ich fuhr nach Heiligenkreuz und als ich ankam, überkam mich zuerst Beklommenheit und ich wollte eigentlich gleich wieder nach Hause fahren. Ich habe mich nach großer Überwindungskraft darauf eingelassen und nach 10 Tagen Kloster auf Zeit, habe ich mich in diesen Ort – ich kann es nicht anders ausdrücken – einfach verliebt. Ein zweiter Besuch brachte dann die endgültige Entscheidung und ich trat am 7. April 2017 als Postulant ins Stift Heiligenkreuz ein. Heute bin ich im 3. Jahr der zeitlichen Profess und werde hoffentlich im August 2022 meine ewige Profess ablegen dürfen. Ich bin unendlich dankbar, dass ich von Gott so berufen wurde und dass er meinem Leben einen Sinn gegeben hat. Das darf ich nun seit meinem Berufungserlebnis täglich erfahren und wünsche jedem, eine solche ganz persönliche Erfahrung zu machen.