von Pater Heinz Lau SCJ, Freiburg (D)
Herz-Jesu-Priester / Dehonianer
Die Kongregation der Herz-Jesu-Priester wurde 1878 von P. Leo Dehon in St. Quentin (Aisne/ Nordfrankreich) gegründet. Leo Dehon war Sohn eines Landadeligen und großbürgerlichen Grundbesitzers. Somit erhielt er eine hervorragende Ausbildung, zunächst auf Wunsch des Vaters als Jurist in Paris. Nach einer Weltreise folgte er gegen den Willen des Vaters seiner inneren Sehnsucht, nämlich Priester zu werden, und studierte in Rom Theologie. Seine verschiedenen Studien schloss er mit einem vierfachen Doktortitel ab, wurde Sekretär beim Ersten Vatikanischen Konzil und dann 6. Kaplan in St. Quentin, einer großen Industriestadt. Hier lernte er das Elend der Arbeiter hautnah kennen: Wochenlohn, Alkoholismus, Armut, muffige Wohnungen, keine Schulen. Er leitet und nimmt an Sozialkongressen teil, wird Sprachrohr der ersten Sozial-Enzyklika Leos XIII. (Rerum Novarum), verfasst grundlegende soziale Handbücher, publiziert eine Zeitung. Weil es keinen entsprechenden Orden für sein Anliegen gab, gründet er eine neue Gemeinschaft, die der Herz-Jesu-Priester – entsprechend der damals in Frankreich sehr populären Herz-Jesu-Spiritualität. Sein Anliegen findet schnell weite Verbreitung. Es kommt jedoch zu einem jähen Bruch, als 1903 alle neuen Orden Frankreich verlassen mussten. Er geht ins Exil nach Brüssel. Was er persönlich als Katastrophe empfand, wurde die Geburtsstunde einer sich rasch weltweit verbreitenden Ordensgemeinschaft.
Wenn auch die soziale Verpflichtung im Vordergrund steht, sind wir nicht auf eine bestimmte Pastoral festgelegt. Anfangs hatten wir in der deutschen Provinz große Lehrlingsheime, Mitbrüder engagierten sich in der KAB (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung), in der Jugendarbeit, gingen besonders in die nordische Diaspora (P. Dehon: „Geht dorthin, wo andere Priester nicht hingehen!“), waren in der Volksmission engagiert, gründeten Schulen. Viele arbeiteten als Missionare.
Die Herz-Jesu-Spiritualität richtet sich zentral-biblisch auf die „Gesinnung“ Jesu Christi: Liebe, Hingabe, Barmherzigkeit, Demut, Gehorsam, Leidenschaft, Heilen, Aufmerksamkeit, Versöhnung, Leben in Fülle.
Leo Dehon wollte keine traditionelle klerikale Pastoral und sagte deutlich: „Wundert euch nicht, dass man euch schwarze Totenvögel nennt, nur wahrgenommen in der Sakristei und bei Beerdigungen. Geht zu den Menschen!“
Das Besondere unserer Spiritualität ist nicht das Nebeneinander von Kirche und Welt, von Religion und Staat, von Reich Gottes und Gesellschaft, sondern das Ineinander von Mystik und Politik, d.h. von inniger, tiefer Verbundenheit mit Jesus Christus und von hellwachem Interesse an sozialen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Das Ineinander von Spiritualität und Apostolat, Kampf und Kontemplation.
Ein typischer Tagesablauf eines Herz-Jesu-Priesters
von P. Heinz Lau SCJ
Wir sind kein kontemplativer, monastischer Orden, sondern eine apostolische Gemeinschaft. Daher regelt jede Gemeinschaft entsprechend ihren Aufgaben das Gemeinschaftsleben und den Tagesablauf unterschiedlich. Für das Studienhaus in Freiburg:
- 6:45 Uhr Hingabegebt und eucharistische Anbetung
- 7:15 Uhr Morgengebet – Laudes
- 7:30 Uhr Frühstück
- Vormittags: Studium – Pastorale Arbeit – Seelsorge
- 12:00 Uhr Mittagessen
- Anschließend kurze Erholung
- Nachmittags: Studium – Pastorale Arbeit – Seelsorge
- 18:30 Uhr Abendgebet – Vesper
- 19:00 Uhr Eucharistiefeier
- 19:45 Uhr Abendessen
- Abends: gemeinsame Erholung
- 21:30 Uhr: Komplet (in geprägten Zeiten)
Dazu kommen wöchentlich:
- samstags 8.30 Uhr Bibel-Gespräch
- anschließend Austausch – Absprachen – Befindlichkeitsrunde
- Montagabend 20.30 Uhr: Geistlicher Impuls
- Dienstag nach dem Mittagessen: Info-Kaffee
Das Leitwort unserer Gesinnung, unserer Spiritualität, unseres Wirkens, unseres Einsatzes: „Dein Reich komme!“
Ordenskleid
Die Herz-Jesu-Priester tragen kein Ordenskleid.
Weiterführende Links zu den Herz-Jesu-Priestern