von Marie-Joseph de Guitaut OCart, Valsainte

Kartäuser

Die Kartäuser wurden im 11. Jh. vom hl. Bruno im Gebirgsmassiv der Chartreuse, nahe bei Grenoble, gegründet. Das Kartäuserleben ist eine Synthese von Eremitentum und Gemeinschaftsleben. Wir stehen in der spirituellen Tradition der Wüstenväter. Heute besteht der Orden aus 5 Frauenklöstern und 16 Männerklöstern. Die einzige Kartause der Schweiz ist jene der Valsainte in der Westschweiz. Ein Drittel der Mönche sind Deutschschweizer.

Unser Leben ist die Antwort auf einen inneren Ruf Gottes. Der Kartäuser folgt der Einladung des

Herrn: „Ich will dich in die Wüste führen und dort zu deinem Herzen sprechen.“ (Hosea 2,16) Stillschweigen ist die Voraussetzung eines verborgenen Lebens mit Gott. Diese Berufung entspricht unserer Sehnsucht, im Namen aller Menschen in der Gegenwart Gottes zu leben, und uns auf diese Weise Gott zu schenken. Wir leben das Geheimnis der Gratuität der Liebe – inmitten einer vom Nützlichkeitsdenken beherrschten Welt. Es ist auch eine diskrete Botschaft, den orientierungslosen Menschen von heute auf seine wahre Berufung zur Freundschaft mit Gott hinzuweisen. Das Kartäuserleben ist ein verborgenes Leben des Gebetes und der Busse (Mt 17,18). Aber trotz einer gewissen Strenge ist unser Leben ein sehr ausgeglichenes und glückliches Leben.

Ein Kloster besteht aus Patres und Brüdern. Die Patres sind zum Priestertum bestimmt. Sie leben allein in kleinen, durch einen Gang miteinander verbundenen Häuschen mit einem je eigenen Garten. Ihr Tag ist strukturiert durch Zeiten des Gebetes, des Studiums, der Handarbeit und der Erholung. Sonntags gibt es eine gemeinsame Zeit zum Austausch im Gespräch, einmal pro Woche einen dreistündigen Spaziergang. Dreimal pro Tag verlässt der Pater seine «Zelle» für die grössenteils in Latein gesungene Liturgie in der Kirche. Etwas vor Mitternacht unterbrechen die Patres – und ein Teil der Brüder – ihren Schlaf und treffen sich in der Kirche zum 2-3-stündigen Nachtoffizium. Den Brüdern ist der materielle Unterhalt des Hauses anvertraut. Deshalb haben sie mehr Gemeinschaftsleben. Auch sie sind vollwertige Mönche und üben sich darin, für Gott allein zu leben und der Gemeinschaft zu dienen.

Tagesablauf

Die Zeiten in den Klammern beziehen sich auf den Tagesablauf der Brüder.

23.30 (00.00): Aufstehen
24.15 (00.15): Matutin + Laudes in der Kirche (2-3 Std.)
6.30 (6.15): Aufstehen
6.45 (6.30): Prim
(6.45): Freiwilliges kleines Frühstück für die Brüder
7.15 (7.15): Betrachtung
7.45 (7.45): Hl. Konventmesse in der Kirche ; anschliessend Stillmessen der Patres
10.00 (8.45): Terz; geistliche Lesung für die Brüder in Ausbildung
10.15 (9.00): Arbeit oder Studium; für die Brüder: Handarbeit
11.45 (12.00): Sext, Mahlzeit, Freizeit
13.45 (13.20): Non
14.00 (13.30): Handarbeit oder Studium ; für die Brüder : Handarbeit
15.45 : Marienvesper auf der Zelle
16.00: Tagesvesper in der Kirche
16.30: Geistliche Übungen
(17.00): Vesper in der Zelle (=Zimmer)
17.15 (17.45): Abendessen
18.30 (18.30): Gebet, Geistliche Übungen
19.00 (19.00): Komplet
19.30-20.00 (20.00-20.30): Nachtruhe 

Ordenskleid

Graue Tunika (= Untergewand), graues Zingulum (= Stoffgürtel) und graues Skapulier (Überwurf über Schultern, besteht aus einem vorne und hinten bis zum Saum der Tunika reichenden Stoffband mit Kapuze, das auf Hüfthöhe verbunden ist). Foto: Kartäuser Odo von Novara (Fresko von 1629).

Weiterführende Links zu den Kartäusern

http://chartreux.org/wordpress/

https://www.chartreux.org/de/