von Br. Herbert Hartl PFJ

Kleine Brüder Jesu

Die Kleinen Brüder Jesu sind ein Orden, dessen Charisma darin besteht, Jesus in seinem Leben unter einfachen Leuten nachzufolgen. In ihren Gründungsjahren lebten sie unter der Leitung von René Voillaume als klösterliche Gemeinschaft im Norden der Sahara, bis sie nach dem Zweiten Weltkrieg erkannten, dass ihre Berufung zu einem Leben, wie es Jesus in Nazaret gelebt hat, auch unter den Lebensbedingungen der kleinen Leute möglich ist. So wurde aus dem geregelten klösterlichen Leben ein Leben in kleinen Gemeinschaften zu zweit oder zu dritt in angemieteten Wohnungen. Dabei kommt es darauf an, den kontemplativen Kern ihrer Berufung zu erhalten. Dazu werden in ihren Wohnungen kleine Kapellen mit der eucharistischen Gegenwart des Herrn eingerichtet. So entstand eine neue Form des kontemplativen Ordenslebens in der Kirche. Die Gemeinschaften haben sich vorwiegend in Milieus angesiedelt, die der Kirche nicht nahestehen. Dieses Eintauchen in „Nazaret“ hat zur Folge, dass die Brüder mit ihren Arbeitskollegen und Nachbarn durch Bande der Freundschaft und Solidarität verbunden sind. Das Ziel ist nicht, an die Leute „heranzukommen“, sondern existentiell ihre Freuden und Leiden zu teilen und im Gebet vor Gott zu bringen. Viele Brüder sind nun schon in Pension, die vor allem ehrenamtliche Arbeit oder einen Dienst an der Gemeinschaft leisten.

Die Brüder leiten ihre spirituelle Herkunft von Charles de Foucauld (1858-1916) ab. Sein oft abenteuerlich anmutendes Leben ist hinlänglich bekannt. Nach seiner Rückkehr zum katholischen Glauben drängte es ihn, dorthin zu gehen, wo das Evangelium noch unbekannt war. So ließ er sich 1905 beim Nomadenvolk der Tuareg im Hoggargebirge nieder. Hier konnte er sein Ideal, Jesus in seinem Leben von Nazaret nachzufolgen, ganz verwirklichen, indem er suchte, ein Bruder und Freund der einheimischen Bevölkerung zu werden. Sein Wunsch, Gefährten um sich zu sammeln, ging zeitlebens nicht in Erfüllung. In den Wirren des Ersten Weltkriegs wurde er am Abend des 1. Dezember 1916 im Zuge eines Überfalls in Tamanrasset erschossen. Der Todestag ist gleichzeitig sein Gedenktag. Foucauld wurde 2005 seliggesprochen.

Tagesablauf

Einen typischen Tagesablauf wie in einem Kloster gibt es nicht, da die Arbeitszeiten nicht von den Brüdern bestimmt werden. Da gibt es Brüder, die in der Dreier-Schicht arbeiten oder solche mit einem Tages- und Nachtrhythmus. So ist in jeder Gemeinschaft Flexibilität gefragt, was die Gebetszeiten, den gemeinsamen Austausch und die Gastfreundschaft betrifft. Der speziell priesterliche Dienst der Priester der Gemeinschaft besteht darin, innerhalb der Gemeinschaft die Eucharistiefeier zu ermöglichen. Sie unterscheiden sich von den anderen Mitgliedern weder durch einen besonderen Lebensstil oder Aufgabenbereich noch durch die Ausbildung oder ein größeres Maß an Autorität.

Die Gemeinschaft der “Kleinen Brüder Jesu” zählt gegenwärtig 145 Mitglieder. Es gibt Niederlassungen in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien und Europa. Kirchenrechtlich sind sie seit 1968 eine Kongregation “päpstlichen Rechts” und als kontemplative Ordensgemeinschaft anerkannt. Im deutschsprachigen Raum leben “Kleine Brüder Jesu” in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Das Priorat hat seinen Sitz in Brüssel. Regionalverantwortliche stehen den Regionen vor, die in anderen Orden Provinzen genannt werden.

Ordenskleid

Die Kleinen Brüder Jesu tragen kein Ordenskleid.

 

Weiterführende Links zu den Kleinen Brüdern Jesu

https://www.charlesdefoucauld.de/