Stift Schlierbach
P. Matthäus Haslinger OCist
Ich komme aus dem Mühlviertel [= ein Teil Oberösterreichs]. In der Zeit meiner Kindheit und Jugendzeit war es vor allem meine Oma, die mich immer wieder in die Kirche mitgenommen hat. Das eigentliche im Glauben hat bei mir angefangen, als ich das Büchlein „Gottes 7 Brunnen“ von Dr. Madinger in die Hände bekam. Es war in der Wallfahrtkirche Maria Laab auf dem Schriftenstand aufgelegt. Mein Glaube hat sich dadurch stark vertieft und es ist mir vieles klar geworden. Da ich für Jesus und die Kirche was tun wollte, habe ich mit dem Mesnerdienst begonnen. Einige Zeit später wurde ich dann von einer „Schwester der Jüngersuche“ eingeladen, bei der Fußwallfahrt nach Mariazell mitzugehen. Da ist vieles neu aufgebrochen, ich habe viele gute Gespräche führen können.
Danach kam dann wieder eine Zeit, wo ich mich vom Glauben entfernt habe. Ich bin eigentlich nur mehr zur Messe gegangen, weil ich die Oma mit dem Auto führen musste. Einmal kam nach der Messe eine alte Dame zu mir und sagte, dass sie mir die Fahrt zum Jugendfestival nach Medjugorje zahlt. Ich dachte mir: „Hilfts nichts, so schadet’s nichts … fährst du halt mit.“ Doch es kam ganz anders. Dort hat mich die Muttergottes „gepackt“ und nicht mehr losgelassen. Diese Woche in Medjugorje hat mir die Augen für vieles Neue geöffnet und ich habe mich entschlossen, das „Apostolische Jahr“ im Jüngerzentrum in Wien zu machen. Ich wollte neue Leute und gute Freunde kennenlernen und meinen Glauben vertiefen. Das ausschlaggebende Motiv war die Berufungsfrage. Ich wollte das „Leben in der Welt“ für eine Zeit ablegen, um besser auf Jesus hören zu können.
In dieser Zeit bin ich auch zum Jugendtreffen nach Pöllau gekommen. Bei diesem Jugendtreffen lernte ich einige Brüder aus dem Stift Schlierbach kennen, das nicht allzuweit von meiner Heimat entfernt ist. Mit ihnen habe ich dann auch viel über Berufung und Ordensleben ausgetauscht. Ich wurde eingeladen, eine Zeitlang mitzuleben.
Ich bin dann mit dem Zug nach Schlierbach gefahren und als ich den Kreuzgang des Stiftes betrat, habe ich ein Wort verspürt, das mich sehr getroffen gemacht hat: „Hier bist du zuhause“. Ich hatte in dem Moment Tränen in den Augen. Ich habe dann ca. 8 Tage mitgelebt. Nach 2 Wochen kehrte ich mit allem, was ich besaß, nach Schlierbach zurück und bin dann am 29. September, meinem Taufnamenstag, in die Kandidatur aufgenommen worden. Am 31.Oktober 2011 bin ich in das Noviziat aufgenommen worden, wo ich den Ordensnamen Matthäus erhielt.
Nach dem Noviziat begann für mich das Studium in Heiligenkreuz. Es war für mich kein leichter Weg, aber die Muttergottes hat mich auch da hindurchgeleitet.
Am 28. April 2019 wurde ich zum Diakon geweiht und habe dann mein Studium im Oktober 2019 mit der Magisterarbeit abgeschlossen.
Durch einen Unfall eines Studienkollegs lernte ich den mittlerweile seligen Carlo Acutis näher kennen, der eine sehr tiefe Liebe zu heiligsten Eucharistie hatte. Sein ganzes Leben und seine Liebe haben mich sehr geprägt und durch ihn kann ich sagen, dass sich meine Berufung zum Priester immer mehr gefestigt hat. Ihm habe ich einen großen Teil meiner Berufung zu verdanken, weil er mich immer geführt hat, das kann ich im Nachhinein mit Sicherheit sagen.
Was für mich immer wichtig war und ist, ist die Nähe zu Christus zu suchen, jetzt ganz besonders in der Feier der heiligen Messe und durch diese Nähe zu Christus, den Menschen, die Hilfe brauchen, immer näher zu kommen und für sie da zusein. Gerade Jugendliche brauchen heute ein Vorbild, das sie prägt und zu dem sie aufschauen können. Und da möchte ich ihnen gerne den seligen Carlo Acutis zur Seite stellen.
Am 26. September 2020 wurde ich zum Priester geweiht. Ich habe mir einen besonderen Primizspruch überlegt: „Bindet den Esel los den der Herr braucht ihn.“ (vgl. Lk 19, 30-31)
Für mich sagt dieser Spruch sehr viel über das Priestertum aus. Der Esel war es, der den Herrn in seinen entscheidenden Lebenssituationen hingetragen hat. So möchte ich in meinem Leben dieser Esel sein, der den Herrn zu den Menschen bringt.