von P. Johannes-Gerd Müller, Kloster Mehrerau (A)

Zisterzienser

Der Zisterzienserorden besteht aus Frauen- und Männerklöstern unter einer gemeinsamen Leitung und ist in Kongregationen untergliedert; er ist in 4 Kontinenten in 130 Klöstern mit etwa 2500 Mitgliedern präsent. Zwei Drittel sind Mönche, ein Drittel Nonnen, und weil die Klöster in Vietnam stark anwachsen, lebt inzwischen mehr als ein Drittel aller Zisterzienser in diesem Land.

Namensgebend für den Orden war das erste Kloster Cîteaux, das 1098 als benediktinisches Reformkloster in Frankreich gegründet wurde. Die Zisterzienser leben also nach der Regel des Mönchsvaters Benedikt, und der klösterliche Alltag unterscheidet sich heutzutage kaum von dem eines Benediktinerklosters. Das monastische Leben vollzieht sich in einer festen Gemeinschaft, in die man eintritt und in der – wenn alles glatt läuft – bis zum Tod bleibt. Das Chorgebet strukturiert den Tagesablauf wesentlich. Der Lebensraum der Nonnen und Mönche ist ein Ort der Stille, so dass jeder und jedem einzelnen Raum für das persönliche Gebet, die geistliche Lesung und das Alleinsein eingeräumt wird. Das Kloster als Haus Gottes – so bezeichnet es Benedikt – ermöglicht es, mit Gott unter einem Dach zu wohnen und in stets wachsender Freundschaft mit ihm zu leben.

Das monastische Leben hat seinen Zweck darin, Gott in die Mitte des Lebens zu stellen, ihn in allem zu suchen, zu loben, ihm zu begegnen. Das geschieht gemäss der zisterziensischen Spiritualität nicht nur im Schweigen, sondern auch in der geschwisterlichen Gemeinschaft. Christus begegnet uns im Nächsten, das gilt es im Alltag zu leben. Eine gute Kommunikationskultur ist ein wichtiger Auftrag an unsere Gemeinschaften, heute mehr denn je.

Auch wenn die ersten Mönche von Cîteaux „Aussteiger“ waren und die „Wüste“ gesucht haben, also Einfachheit und Weltabgeschiedenheit, haben unsere Klöster immer in Beziehung zu ihrer Umwelt gelebt. Neben der kontemplativen Grundausrichtung aller Klöster finden sich heute vielfältige pastorale Aktivitäten, vor allem durch Mönche. Platz für Gäste findet sich in benediktinischer Tradition in jedem Kloster.

Tagesablauf am Beispiel des Stiftes Schlierbach (A)

von Abt Nikolaus Thiel OCist

6.00 Uhr Vigilien und Laudes
Konventmesse
Frühstück
7.30 Uhr Pfarrmesse
Arbeitszeit
11.45 Uhr Sext und Non
12.00 Uhr Mittagessen
Arbeitszeit
18.00 Uhr Vesper
Abendessen
Komplet
Donnerstag gemeinsame Rekreation 

Im Winter beten und singen wir in einer eigenen Chorkapelle, im Sommer feiern wir das gesamte Gebet in der Stifts- und Pfarrkirche.

Wir beten das Stundengebet deutsch, verwenden schon viele Jahrzehnte als einzige Zisterzienser in Österreich das Benediktinische Stundenbuch. Sonntags singen wir die Vesper aus den alten Chorbüchern in der Kirche.

Wesentliche Arbeitsbereiche sind: Pfarrseelsorge, Schule, Küche, Bildungszentrum, Arbeiten im Haus, manche sind in Pension, manche in Ausbildung.

Ordenskleid

Weisse Tunika (= Untergewand), schwarzer Ledergürtel oder Zingulum (= Stoffgürtel) und schwarzes Skapulier (Überwurf über Schultern, besteht aus einem vorne und hinten bis zum Saum der Tunika reichenden Stoffband mit Kapuze). Bild (C) Stift Heiligenkreuz.

Weiterführende Links zu den Zisterziensern

https://www.ocist.org/ocist/de/

https://www.cister.net/?lang=de